Maschinenbau, Dienstleistung, Klimaschutz: Wie verändern sich Geschäftsmodelle?
Diese Frage wurde am 10. Mai 2017 intensiv von vier Gründungsunternehmen, einem Wissenschaftler und dem Publikum im inspirierenden Start-up Ambiente der neuen garage33 im Technologiepark Paderborn diskutiert. Nicolas Megow vom TecUP der Universität Paderborn stellte vor, ob und wie sich analoge und digitale Geschäftsmodelle voneinander unterscheiden. Letztlich gibt es nur wenige Unterschiede und Basisbestandteile eines jeden Geschäftsmodells sind die vier Faktoren „Wertschöpfung, Wertversprechen, Kunden und Finanzen“. Dabei sind Geschäftsmodelle nur relativ zu ihrer Branche neu. Das Aufkommen neuer Technologien führt zu einer Disruption der Strukturfaktoren einer Branche, was dort in der Konsequenz zu neuen Geschäftsmodellen führt. Gefährlich wird es für Unternehmen, wenn sie in das sogenannte Innovatoren Dilemma geraten: Neue Technologien sind solange uninteressant, bis es zu spät ist! Sie sind kein Bestandteil des Kerngeschäfts, stellen ein unkalkulierbares Risiko dar, führen möglicherweise zur eigenen Kannibalisierung und beinhalten vor allem in den Anfängen nur geringe Wachstumspotentiale. Ein Ratschlag an Unternehmen ist, dass sie lernen müssen, was sie nicht wissen können - weil die Regeln erst noch geschrieben werden.
Die vier Gründungsunternehmen, vertreten durch Dr. Stefan Bunte von der ORCONOMY GmbH aus Paderborn, Stefan Hindrichs von der synavision GmbH aus Bielefeld, Dr. Arne Sigge von der content.de Aktiengesellschaft aus Herford sowie Klaus Wiethoff von der OSconomy GmbH aus Bielefeld, berichteten, auf welcher Basis ihre Unternehmen entstanden sind. Dabei haben alle vier Lücken ausgenutzt, die bestehende Unternehmen entweder noch nicht gefüllt hatten oder wo die Konkurrenz langsamer oder schlechter in ihren Angeboten und Leistungen war. Eine verbindende Erfahrung ist ebenfalls, dass die Zusammenarbeit mit traditionellen Unternehmen oftmals zäher und nach anderen Regeln verläuft als mit Start-ups, z.B. in Bezug auf Schnelligkeit oder Partnerschaftlichkeit. Alle vier Unternehmen beschäftigen weniger als 20 feste Mitarbeiter und wollen auch nur bedingt wachsen. Sie legen deutlich mehr Wert auf Kooperation und Vernetzung mit Partnern, um in flexiblen Konstellationen maximal kundenorientiert handeln zu können. Dauerhaft agil und flexibel zu bleiben, ist ebenfalls ein Thema für Gründer, da sich auch hier mit den Jahren eine gewisse Etabliertheit einstellt. Neu hinzukommende Mitarbeiter haben dabei unter Umständen gar nicht mehr den selben Geist wie die Gründer. Hier hilft es unter anderem, an spannenden Orten zu sitzen oder auch selber wieder Start-ups auszugründen.
Eine brisante Frage war, wie Transformationsprozesse in traditionellen Branchen wie z.B. dem Maschinenbau angestoßen werden können, wenn sich Entscheider gegen neue Entwicklungen sperren und gute Ideen im eigenen Unternehmen blockieren. Wer engagierte Mitarbeiter nicht mitnimmt, verliert diese auf Dauer – entweder an die Konkurrenz oder in die innere Kündigung. Eine Möglichkeit ist, über kleine agile Projekte im Unternehmen, z.B. in der Softwareabteilung, Aufmerksamkeit zu erzeugen und diese zu nutzen, um die Entscheiderebene von neuen Ideen zu überzeugen. Oder Unternehmen schreiten zu einer Start-up Ausgründung und halten damit auch gleichzeitig die engagierten Mitarbeiter.
Ein mittlerweile schon fast klassisches „neues“ Geschäftsmodell ist das Angebot von Produkt-Service Leistungen. Doch was passiert, wenn sich Unternehmen vom Produktgeschäft mit hohen Auftragssummen ins ratierliche Servicegeschäft mit eher kleineren Summen bewegen? Dies hat Auswirkungen auf Erlös- und Kostenstrukturen und oft auch auf die Anerkennung der Mitarbeiter. Wer vorher „Vertriebsstar“ war, „backt jetzt kleine Brötchen“. Dabei wird oft übersehen, dass sich auch kleine, ratierliche Summen auf große Gesamtbeträge aufaddieren. Gleichzeitig verbessert ein Servicegeschäft die Kundenbindung, da die Kundenkontakte viel häufiger sind, was jedoch auch eine entsprechende Servicehaltung und Geschwindigkeit seitens des Unternehmens erfordert.
Letztlich bleiben und werden diejenigen Unternehmen erfolgreich, die sich am konsequentesten am Kundenbedürfnis ausrichten und dem Kunden die komfortabelsten und riskoärmsten Angebote machen.
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Die Veranstaltung wurde gemeinsam von InnoZent OWL e.V. (Business 4.0 OWL), der Universität Paderborn, Energie Impuls OWL e.V., der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold sowie der Food-Processing Initiative e.V. organisiert.
Moderation: Ulrike Künnemann, InnoZent OWL e.V. & Klaus Meyer, Energie Impuls OWL e.V.
Autorin: Ulrike Künnemann, InnoZent OWL e.V.
Das Vorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.